Blicke zum Jubiläum … zurück und nach vorn!
Geburtstag ist ein Anlass zur Freude, oft auch ein Grund zurückzublicken. Die gemeinnützige Eingliederungshilfe-Organisation für erwachsene Menschen mit Beeinträchtigung Die Ostholsteiner hat sich in den vergangenen Jahrzehnten umfassend im gesamten Kreis entwickelt, in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen und Freizeit. Sie will ihren Blick zu diesem Anlass aber mehr in die Zukunft als in die Vergangenheit richten.
In Bewegung bleiben
Gleich geblieben ist in all den Jahren die gesetzlich verankerte Aufgabe, Menschen mit Beeinträchtigungen im Kreis zu Selbstbestimmung und Teilhabe zu verhelfen. Die Rahmenbedingungen, Konzepte und Wege dahin haben sich jedoch im Laufe der Zeit erheblich verändert, und müssen immer wieder neu bedacht werden. Klar ist die Richtung, sich immer mehr auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen auszurichten, sie stets einzubeziehen, individuelle qualitätvolle Angebote zu machen und die Inklusion in die Gesellschaft immer stärker voranzutreiben.
Zeitliche Einordnung
Schaut man auf die Entwicklung Sozialeinrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung, sind Die Ostholsteiner fast von Anfang an mit dabei. Nachdem die Nationalsozialisten zarte Anfänge von Unterstützungs-Orten für Menschen mit Behinderungen grausam zunichte machten und viele ermordeten, wurde der erste deutsche Lebenshilfe-Verein 1958 gegründet. Die Lebenshilfe Ostholstein, ein maßgeblicher Träger von Die Ostholsteiner, entstand auch schon im Jahr 1961.
Meilensteine der Entwicklung
1966 gründete eine Oldenburger Elterninitiative zusammen mit Sozialpolitikern, Kirche und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband eine Tagesstätte für behinderte Kinder. Bald folgte die erste Werkstatt und 1973 die erste Unternehmensgründung – wie Die Ostholsteiner noch heute übrigens unter Beteiligung des Paritäters Schleswig-Holstein und der Lebenshilfe Ostholstein. Die Nachfrage im ganzen Kreis Ostholstein war groß, so dass 1979 Eutin mit der Gründung einer „Eutiner Werkstätten GmbH“ nachzog. 1984 dann erkannte man die Vorteile einer Zusammenlegung der Organisationen – die „Ostholsteiner Behindertenhilfe“ und damit die später zu „Die Ostholsteiner“ umbenannte gemeinnützige Organisation war geboren.
Die Jahre 1985-1995 standen unter dem Zeichen der Eröffnung von Wohnmöglichkeiten, auch der Übernahme einer Pflege-Wohneinrichtung in Eutin/Sielbeck. Zusätzliche Werkstatt-Standorte wie Raisdorf und Heiligenhafen kamen dazu, ebenso neue Werkstätten in Eutin und Oldenburg insbesondere für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
In den Jahren 1995-2005 wurden in Eutin und Oldenburg jeweils zweite Wohnhäuser eröffnet, das Pflegeheim gegen eines in der Stadt getauscht. Außerdem kam die ambulante Begleitung von Menschen in eigenem Wohnraum dazu. Alleinige oder mit ähnlichen Unternehmen gemeinsame Ausgründungen wie die nah am Allgemeinen Arbeitsmarkt agierende VDS, ein Büro für Reisen für Menschen mit Beeinträchtigung oder eine Arbeitsvermittlung für dieses Klientel erweiterten die Arbeitsmöglichkeiten bis hin zum Betrieb des Kinos in Oldenburg, des Eutiner Ladens Scandy, der hausmeisterlichen Aufgaben des Wohnparks Mönchneversdorf oder des Kasseedorfer „Markt-Treffs“.
Von 2005-2015 nahmen diese Diversifizierungen zu, manche erwiesen sich aber auch als finanziell nicht tragbar. Das Kino, die Kreativwerkstatt TalenteHaus oder das Stadtcafé in Oldenburg erweiterten das Spektrum ebenso wie ein Fachzentrum Holz in Groß Schlamin, die Elektroschrott-Zerlegung in Eutin oder der Naturschutzdienstleiter WALK gGmbH in Dannau. Und zwei Umbenennungen, von VDS zu Ostholsteiner Dienstleistungsgesellschaft (OHDG) und von Ostholsteiner Behindertenhilfe zu Die Ostholsteiner fallen in diese Zeit. Besonders prägend aber ist das Aufkommen von pädagogischen Rahmenkonzepten, beispielsweise zur Persönlichen Zukunftsplanung, zum Umgang mit Sexualität oder zur Unterstützten Kommunikation.
Die letzten 10 Jahre von 2015 bis heute waren für Die Ostholsteiner in allen Bereichen von baulichen, pädagogischen, organisatorischen und Qualitäts-sichernden Entwicklungen geprägt. Erweiterungen beider Tagesförderstätten, der Neubau der Oldenburger Kreativ-Werkstatt, die Zertifizierungen der Küchen und der Aktenvernichtung, Konzepte zur Selbstbefähigung, zum Gewaltschutz oder einer Beratung für die letzte Lebensphase und nicht zuletzt die Eröffnung des Inklusionshotels SeeLoge in Eutin prägen die jüngere Vergangenheit.
Von der Werkstatt zum Angebot für alle Lebenslagen
Von der ersten Standard-Werkstatt in Oldenburg über die Eutiner Klein-Werkstatt mit Elektroschrott-Zerlegung bis zur ausgelagerten Werkstatt-Arbeitsgruppe im Heiligenhafener Hotel „Bretterbude“ haben Die Ostholsteiner eine stetige Entwicklung durchgemacht. Ebenso vom ersten vollbetreuten Standard-Wohnhaus über die kleine, nach Bedarf unterstützte ausgelagerte Wohngemeinschaft bis zur angepassten Begleitung beim eigenständigen Wohnen. Doch wurde nicht die eine Wohn- oder Arbeitsform zugunsten einer neuen abgeschafft, sondern zusätzliche Möglichkeiten geschaffen unter Beibehaltung der Bisherigen. Mit zunehmenden Forderungen aus den Bundesteilhabegesetzen oder der UN-Behindertenrechts-Konvention entwickelten und entwickeln sich auch weiterhin neue Übergangsformen oder Beratungsangebote hin zum Allgemeinen Arbeitsmarkt, zum eigenständigen Wohnen oder zur Unterstützung bei gesellschaftlicher Inklusion in Alltag und Freizeit. Wobei die Individualisierung, also Wunsch und Wahlrecht der betroffenen Menschen mit Beeinträchtigung immer im Fokus stehen müssen.
Arbeiten an umfangreicher strategischer Ausrichtung
Das haben Die Ostholsteiner nicht erst zum Jubiläumsjahr erkannt. Ein umfangreicher strategischer Prozess wurde in 2023 gestartet, der von der Vision über die Organisationsstruktur bis zur Prozessgestaltung das Unternehmen neu gestalten und für die nächsten Jahre stabil ausrichten soll. Der Prozess befindet sich auf dem Weg und wurde unter anderem auf einem Workshop aller Mitarbeiter*innen des Unternehmens im Juni dieses Jahres auf Gut Hasselburg diskutiert. Im Mittelpunkt stehen die Lebenswelten der Menschen mit Beeinträchtigung, ihre Individualität, Selbstbestimmung und Wünsche. Fertig ist bereits die Vision „Erfülltes Leben“, die genau davon, sowie von Leidenschaft, Verantwortung, Inklusion, Innovation, sinnstiftender Tätigkeit und lebenslangem Lernen spricht. Und von Arbeitswelten, Lebensräumen und Entwicklungsperspektiven.